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ECHT (Queerer Filmpreis)

Mit dem queeren Filmpreis ECHT zeichnet das BIFF in Kooperation mit dem Verein für sexuelle Emanzipation e.V. lesbisches,
bisexuelles, schwules, trans*, inter und queeres Filmschaffen aus.

Der Jurypreis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird vom VSE e.V. gestif-
tet, finanziert mit Mitteln des Queeren Netzwerkes Niedersachsen.

Die Gewinnerfilme

2023: WHO I AM NOT

Regie: Tünde Skovrán, Rumänien/Kanada 2023, 102 Min.

JURY-STATEMENT

Der Dokumentarfilm WHO I AM NOT, von Tünde Skovrán, hat uns nachhaltig bewegt. Mit großer Sensibilität führt uns die Regisseurin in das Leben der zwei Protagonist*innen Sharon-Rose und Dimakatso, zwei intersexuelle Südafrikaner*innen, ein. In alltäglichen Momenten, wie der Jobsuche oder beim Dating, wird sehr eindrucksvoll und schonungslos spürbar, wie gewaltsam das binäre Geschlechtersystem für Menschen ist. Sharon-Rose und Dimakatso lassen sich nicht unterdrücken; sie sind lebende Beweise dafür, dass die Gesellschaft krank ist, nicht sie. Sharon-Rose tritt als Schönheitskönigin an, Dimakatso leistet als Aktivist*in Aufklärungsarbeit und trifft u.a. Medizinstudierende. Immer wieder sind sie gezwungen, die Kraft aufzubringen, sich selbst zu finden, dabei ist es ihre Umwelt, die ihnen durch ihre Ignoranz und die Angst eine vermeintliche Norm abzulegen, den Platz verwehrt. Die Frage, die Dimakatso deren Partnerin stellt - "Where do I belong?" - hallt lange nach dem Abspann nach und zwingt das Publikum, über die rigiden Konzepte von Zugehörigkeit und Identität nachzudenken. Zuletzt hat uns besonders die liebevolle Inszenierung der Protagonist*innen berührt, die ihnen den Raum gibt, der ihnen oft verwehrt wird.  "Who I Am Not" bewegt nicht nur emotional, sondern regt auch zum Nachdenken an. Der Film ist eine klare Anklage gegen das binäre System und erinnert uns daran, dass das Leben in seiner Vielfalt existiert. 

Lobende Erwähnung: ALONG CAME LOVE

Der Spielfilm ALONG CAME LOVE, Originaltitel Le Temps d’aimer [lə tã d(e)me], erhält in der Kategorie ECHT eine begeisterte Lobende Erwähnung.
Dieses narrative Drama der französischen Regisseurin Katell Quillévéré [katɛl kiléveʁe] ist in etlicher Hinsicht sehenswert. Ja, sehr sehenswert sogar. Wir in der Jury sind nachhaltig beeindruckt, was den Anspruch und die Bildästhetik dieses Filmes anbelangt. Auch die historische Akkuratesse hat uns imponiert.
Wir reden über eine Geschichte, die sich insgesamt in drei aufeinanderfolgenden Jahrzehnten abspielt. Der Vorspann ist auch ein Vorspiel. Eine Montage aus monochromen Bildern, die unsere Emotionen ankurbeln. Ein prägnanter Prolog, mit dem schwarzweiße Denkweisen plötzlich auf die kunterbunten Nuancen zwischen Wonne und Wut stoßen.
Es geht um Liebe – und Krieg. Was ist denn Liebe, wenn nicht Krieg? Wenn nicht eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Frieden, den wir in der Einsamkeit spüren, und mit dem Frust, der uns in der Beziehung widerfährt.
Die Kellnerin Madeleine, eine alleinerziehende Mutter, und der Intellektuelle François, Sprössling einer vermögenden Familie, treffen Anfang der 1950er Jahre aufeinander. An einem pittoresken Ufer in der Bretagne, unweit der einst hart umkämpften Strände der Normandie, verlieben sie sich ineinander. Sie geben sich das Jawort, verschweigen aber jeweils ihre schwerwiegenden persönlichen Geheimnisse.
Aber der queere Bezug? Wo ist er denn? Wo ist er nicht? Brisant brodelt er unter dem Deckel – und unter der Decke. Auf überraschend Weise gewinnen bi- und homosexuelle Begierden gewissermaßen an Farbe und Form. Zugleich wirken die moralischen Konventionen der mit zermalmender Kraft auf die An- und Protagonist:innen ein, eine Begebenheit, die Regisseurin sinnbildlich voraussagt, als sie dem Pärchen beim Gang durch einen schmalen, dunklen Tunnel zwischen Traum und Trauma folgt.

Die Jury 2023

Karin Hanczewski

Karin Hanczewski, geboren 1981, ist eine deutsch-polnische Schauspielerin. Neben diversen Theaterproduktionen, ermittelt sie seit 2016 als Kriminalkommissarin im Dresdner Tatort und war u.a. in „Tatortreiniger“, den Kinofilmen „Im Sommer wohnt er unten" und „Lotte“ zu sehen sowie in der satirischen Miniserie #heuldoch oder dem Screwball-Drama „Der neue Freund". Für die Initiative #ActOut wurde sie mit dem Ehrenpreis des Deutschen Schauspielpreis ausgezeichnet.

Michaela Dudley

Michaela Dudley (Jg. 1961), eine Berliner Queerfeministin mit afroamerikanischen Wurzeln, ist Kabarettistin, Filmschauspielerin, Buchautorin, Journalistin und gelernte Juristin (Juris Dr, US). In ihrem aktuellen Spielfilm „Geschlechterkampf: Das Ende des Patriarchats“ (R: Sobo Swobodnik, DE 2023), einer neo-dokumentarischen Satire, spielt sie sich selbst. Ihr Kabarettprogramm „Eine eingefleischt vegane Domina zieht vom Leder“ bringt „sado-maßlose“ Sozialkritik mit musikalischer Untermalung auf die Bühne. Die registrierte Übersetzerin erstellt Untertitel wie im kommenden Spielfilm „Andrea lässt sich scheiden“ (R: Josef Hader, AT 2024) und verfasst und lektoriert Drehbücher. Von 2018 bis 2023 übersetzte zudem Film-, Presse- und Sachtexte im Auftrage der Berlinale. Als Kolumnistin schreibt sie Feuilleton und Politik für „taz“, „Tagesspiegel“, „Belltower.News“ und das LGBTQ-Magazin „Siegessäule“, wo sie auch über den Teddy Award berichtet.

Sophie Ahrens

Sophie Ahrens ist Filmproduzentin. 2016 gründete sie mit Fabian Altenried und Kristof Gerega die Produktionsfirma Schuldenberg Films mit Sitz in Berlin und Bayern. In ihrer Arbeit legt sie besonderen Wert auf visionäre, queer-feministische und diverse Erzähl- und Arbeitsweisen.

2022: SO DAMN EASY GOING

Schweden, Norwegen 2022, 87 min, Farbe, Regie: Christoffer Sandler

Im Leben der 18-jährigen Joanna geht gerade alles schief: Sie hat keine ADHS-Tabletten mehr und versucht verzweifelt, Geld für neue zu beschaffen. In der Schule wird sie gemobbt und ihr depressiver Vater kommt nicht mehr von der Couch hoch – nicht einmal, um das Grab der Mutter zu besuchen. Gegen das zunehmende Gewitter in ihrem Kopf geht sie schwimmen – auch ohne Eintritt zu zahlen. Dort begegnet sie Audrey – und alles wird anders. Der Film begleitet Joanna durch ihr kompliziertes Leben, zeigt dabei Situationskomik, aber auch Tiefgang, ohne je pathetisch zu werden. Das liegt vor allem an Niki Hanseblad, der charismatischen Darstellerin der Joanna, die kämpferischen Optimismus ausstrahlt.

Biografie Regie:Christoffer Sandler ist schwedischer Autor, Produzent und Regisseur. Er arbeitete bereits an diversen „Coming of Age“-TV-Serien. Sein erster Langfilm SO DAMN EASY GOING war unter anderem der Eröffnungsfilm des Göteborg Film Festivals und für mehrere Preise nominiert.

 

JURY-STATEMENT

»Lesbische Liebe als Ruhe-Hafen für eine gebeutelte Hauptfigur. Wie selten haben wir das so erzählt bekommen? In „So Damn Easy Going“ kämpft Teenagerin Joanna nicht bloß mit dem Erwachsenwerden, sondern muss auch mit ihrem ADHS umgehen. Als ihr depressiver Vater zwischenzeitlich nicht in der Lage ist, ihre Medikamente und die täglichen Dinge des Lebens zu finanzieren, kommt sie in Schwierigkeiten. Auch, weil niemand von ihrer prekären Situation wissen soll – schon gar nicht ihr Love Interest Audrey.
Die Drehbuchautor*innen Lina Åström, Jessika Jankert und Linda-Maria Birbeck sowie Co-Autor und Regisseur Christoffer Sandler haben mit ihrem wunderbaren Jugend-Cast kein Arthaus-Drama daraus gemacht, sondern eine junge, mainstreamige Arthaus-Dramedy. Mit der Auszeichnung dieses Films möchten wir ein Zeichen setzen für beiläufiges Erzählen von
vielschichtigen, queeren Charakteren, die sich nicht AUSSCHLIESSLICH über ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität definieren.«


Lobende Erwähnung für MY EMPTINESS AND I


»Während mittlerweile eine Vielzahl von Filmen Geschichten über trans* Personen erzählen, war trans* Hauptdarstellerin Raphaëlle Pérez direkt am Drehbuch für „My Emptiness and I“ beteiligt und bestimmte so die Erzählung ihrer eigenen Geschichte von Anfang an mit. Dadurch kam ein Film zustande, der kein klassisches Narrativ über trans* Personen bedient, gleichzeitig aber Themen aufgreift, die viele, die außerhalb der Geschlechternorm leben, kennen. So beschäftigt Raphi vor allem die Frage, wie weit sie ihren Körper der Norm anpassen will oder muss, um bspw. eine erfüllte Beziehung zu führen. Dabei schwingt auch immer die Frage mit, was eine Frau
zu einer Frau macht. Wir widmen „My Emptiness and I“ eine besondere Erwähnung, weil der Film Hauptfigur Raphi in einem Prozess begleitet, der nicht vorrangig eine geschlechtliche Transition zeigt, sondern vielmehr der Prozess von einem scheinbar apolitischen Leben in die öffentliche Sichtbarkeit in der Gesellschaft kritisch reflektiert wird.«

 

Die Jury 2022

Robin Ivy Osterkamp

Robin Ivy Osterkamp (kein Pronomen) ist Referent*in für trans* und nicht-binäre Themen in der Landesfachstelle Trans* des Queeren Netzwerk Niedersachsen, wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Soziologie der Uni Hannover und ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Bundesverband Trans*.

Nadine Wrietz

Die Berliner Schauspielerin steht vor der Kamera, seit sie 11 ist. Sie war einige Jahre Ensemble Mitglied beim renommierten „Theater Strahl“ und wirkte in den vergangenen 35 Jahren in über 100 unterschiedlichen Kino- und TV Produktionen mit. Besonders ihre Darstellung der aufopfernden Mutter „Betty“ in „DIESES BESCHEUERTE HERZ“ fand großen Anklang bei den Kritikern und Publikum. Nadine Wrietz ist Mitglied der Deutschen Filmakademie und war 2021 Teil der „Actout“-Initiative. Sie lebt mit Frau und Kind in Berlin Kreuzberg. 

Kai S. Pieck

Kai S. Pieck ist preisgekrönter Regisseur und Autor für Film/TV/Streaming, Event und Bühne. 2018 initiierte er die Queer Media Society, eine Initiative queerer Medienschaffender zur Sichtbarmachung und Repräsentanz queerer Inhalte und Menschen in den Medien.

Queerer Filmpreis Niedersachsen 2021

2021 wurde der „Queere Filmpreis Niedersachsen“ gemeinsam mit dem Queeren Netzwerk Niedersachsen, dem Verein für sexuelle Emanzipation und dem Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung vergeben. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde Jahr an einen durch das Publikum ausgewählten Kurzfilm aus dem queeren Kurzfilmprogramm vergeben.

2021: GIRLSBOYSMIX

Regie: Lara Aerts, Niederlande 2020, 7 Min

Warum ist es so wichtig, ein Junge oder ein Mädchen zu sein? Wen Long erklärt ganz natürlich und offen, dass Wen Long als intersexuelles Kind geboren wurde. Das neunjährige Kind trägt sowohl "Jungen"- als auch "Mädchenkleidung" und spielt mit Spielzeug, das beiden dieser Geschlechter zugeschrieben ist. Das einzige Problem ist, dass die anderen nicht wissen, was sie davon halten sollen. Die Leute sagen: "Wenn man gleichzeitig ein Junge und ein Mädchen ist, ist man im Grunde nichts". Wen Long ist nicht daran interessiert eine Entscheidung zu treffen, sondern will einfach nur Wen Long sein. Dieser aufschlussreiche, spielerische Dokumentarfilm zeigt, wie absurd die auferlegte binäre Geschlechtertrennung wirklich ist. Kleidung, Spielzeug, Toiletten - alles ist streng getrennt. Die gesellschaftliche Tabuisierung von Intersexualität führt zu Problemen. Ein typisches Beispiel ist die Tatsache, dass Wen Longs Lehrer*in das Thema für Kinder für ungeeignet hält, obwohl es sich um ein völlig natürliches Phänomen handelt, das auch im Tierreich vorkommt. Warum also ist es beim Menschen seltsam?

 

 

 

Queerer Filmpreis Niedersachsen 2018 und 2019

Der „Queere Filmpreis Niedersachsen“ wurde 2019 und 2018 in Kooperation mit dem Verein fur sexuelle Emanzipation e.V. (VSE) vergeben. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro wurde aus Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung im Rahmen der Kampagne „Für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt* in Niedersachsen gefordert.

2019: ALS WIR TANZTEN

Regie: Levin Akin, Georgien, Schweden (2019), 105 Min.

Seit frühester Jugend lebt Merab für den Georgischen Tanz und trainiert mit seiner Partnerin Mary im National-Ensemble von Tiflis. Neben täglichen Ballettstunden und gelegentlichen Verabredungen mit Mary bleibt ihm kaum Zeit für sich, vor allem, wenn er sich um seinen chaotischen Bruder kümmern muss. Seine Welt gerät jedoch aus den Fugen, als der charismatische Irakli zum Ensemble stößt. Dieser wird nicht nur Merabs größter Rivale um einen Stammplatz, sondern weckt auch sein sexuelles Verlangen. Levan Akin entwickelt die Geschichte in einem Spannungsfeld von Härte und Hingabe, Leidenschaft und Unbarmherzigkeit vor dem Hintergrund einer von Homophobie geprägten Gesellschaft.

 

 

 


Begründung der Jury:

“Im georgischen Tanz gibt es keine Sexualität!” So lautet die Ausbildungsmaxime im Nationalensemble des Films “Als wir tanzten”, in dem das Bewahren der Tradition an Ideen von Reinheit und Aufgabe des individuellen Ausdrucks geknüpft wird.

Der junge Nachwuchstänzer Merab ist Student an der Akademie des Georgischen Nationalballetts in Tiflis. Sein größter Traum ist es, professioneller Tänzer zu werden. Als der gutaussehende und charismatische Irakli neu in die Klasse kommt, sieht Merab in ihm zunächst einen Rivalen auf den ersehnten festen Platz in einem Ensemble. Doch langsam wird Merabs Welt auf den Kopf gestellt als aus der Konkurrenz sehr bald Bewunderung und ein immer stärker werdendes Begehren wird. Sein Tanz verwandelt sich in eine Choreografie ungeahnter Lebenslust und in einen Kampf um Erfolg und Anerkennung. Er fängt an gegen die traditionellen georgische Werte des Balletts zu rebellieren, da von ihm als Mann eine bestimmte Art des Tanzens erwartet wird, mit der er sich immer weniger arrangieren kann.

Der Filmemacher Levan Akin zeigt uns mit präzisen und sensiblen Blick Schönheiten, die es zu bewundern gilt und Strukturen, die zu verändern sind. Er hat mit Levan Gelbakhiani einen Hauptdarsteller gefunden, der tänzerisch wunderbar die visuelle Metapher für den Schmerz und die Ekstase von jemandem transportiert, der endlich seine eigene Wahrheit vollständig leben will.

Der Film stellt sich die Frage, ob eine Tradition, die Menschen Halt und Identität gibt, es sich erlauben kann, auf individuelle, queere, jugendliche Angebote zu verzichten. Und ob ein Film mit einer schwulen Hauptfigur als internationaler Beitrag ins Rennen um die Oscars gehen darf, fragen aktuell Menschen in Tiflis, die exakt vor zwei Wochen versuchten, ausverkaufte Kinovorführungen mit gewaltvollen Protesten zu verhindern. In Zeiten der Spaltungen und einfachen Antworten möchten wir einen Film auszeichnen, der weder die kulturellen Traditionen verdammt, noch dem individuellen Glück eine Absage erteilt.

„Als wir tanzten“ feiert die Liebe, den Tanz und das Leben, und somit auch die Kultur und die Tradition Georgiens, aber am Ende eben auch die Rebellion und den Widerstand des Protagonisten gegen diese Traditionen. Die Jury gratuliert dem Team um Levan Akin zu dieser filmischen Leistung und mit „Als wir tanzten / And then we danced“ ist ein würdiger Siegerfilm für den 3. Queeren Filmpreis des Landes Niedersachsen gefunden. Vielen Dank!

Die Jury 2019

Edith Ahmann

Geschäftsführerin des Frauen- und MädchenGesundheitsZentrum Region Hannover e.V., Referentin zu den Themen Trans*- und Intergeschlechtlichkeit, Körperwissen, Gesundheit, Resilienz und Selbstfürsorge

Lucie Veith

Inter*- Netzwerkkoordinator_in in Niedersachsen, steht in Personalunion der Geschäftsstelle des Vereins Intersexuelle Menschen Landesverband Niedersachsen e.V. vor und leitet die Menschenrechtsarbeit des Bundesverbandes Intersexuelle Menschen e.V.

Mirja Janine Sachs

Vorstandsmitglied im Queeren Netzwerk Niedersachsen (QNN) für den Bereich Trans* in Niedersachsen und Leiterin der Selbsthilfegruppe Trans*parenz in Hannover.

Christopher Kühne

Mitglied in der Programmgestaltung der mittlerweile 23. Ausgabe des Perlen - Queer Film Festivals in Hannover. Er wirkt bei der Anfrage, Auswahl und Bestellung von Lang- und Kurzfilmen, Grafik und Layout mit.

Jan Künemund

Medienwissenschaftler, Filmjournalist und Kurator. Freier Filmjournalist, u.a. für Spiegel Online, Freitag, Taz und Filmdienst. Promotionsprojekt zum Queer Cinema. Seit 2019 in der Auswahlkommission der Duisburger Filmwoche und Berater des Berlinale-Forums.

2018: NINA

Regie: Olga Chajdas, Polen 2018, 130 Min.

 Nina und Wojtek sind ein ungleiches Paar auf der Suche nach einer passenden Leihmutter für das Kind, das ihre Beziehung retten soll. Beide treffen eines Tages auf Magda und scheinen die ideale Kandidatin gefunden zu haben. Die Dinge werden komplizierter, als Nina sich plötzlich von Magda angezogen fühlt. NINA ist eine Geschichte über eine unerwartete, schwierige Liebe und komplizierte Entscheidungen, in der Verlierer und Gewinner auf der gleichen Seite stehen und in der die Welt nicht (ein-)geteilt ist in Gut und Böse oder Hetero- und Homosexuell. Dieses vollendete Debüt malt ein sensibles Porträt einer starken, aber verwirrten Frau, gefangen in ihrer Rolle als Ehefrau und Tochter.

Die Jury 2018

HANS HENGELEIN
Zuständiger Referent für die Belange sowie die Akzeptanz und Förderung von LSBTI*. Niedersächsisches Ministerium für Gesundheit, Soziales und Gleichstellung.

CHRISTOPHER KÜHNE
Perlen-Team Hannover; Mitwirkung bei der Anfrage, Auswahl und Bestellung von Lang- und Kurzfilmen, Grafik und Layout.

JESSICA LACH
Landeskoordinatorin im QNN für MOSAIK Gesundheit – ein Projekt für lesbische, bisexuelle und queere Frauen* in Niedersachsen.

STEFAN OLSDAL
Der Bassist der alternativen Rock Band Placebo setzt sich für die LGBTQI*-Community ein. In jedem Land (auch in den Ländern, in denen Anderssein ein Problem darstellt) spielt er mit einer Bass-Gitarre, die er in den Farben des Regenbogens bemalt hat.

MARA OTTERBEIN
Seit September 2017 Landeskoordinatorin bei TiN | Trans* in Niedersachsen.Weiterhin in unterschiedlichen trans*-Zusammenhängen ehrenamtlich engagiert.

LUCIE VEITH
Netzwerkkoordinatorin für die Belange intergeschlechtlicher Menschen in Niedersachsen, Inter*- und Menschenrechtsaktivistin, 2017 ausgezeichnet mit dem nationalen Preis der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Der Gewinnerfilm 2018: NINA

Regie: Olga Chajdas, Polen 2018, 130

Die Begründung der Jury: 

6 außergewöhnliche queere Filme wurden uns vorgeschlagen, die in ihrer Art nicht unterschiedlicher sein konnten. Jeder Film hat das Potenzial, einen Preis zu gewinnen. Trotzdem musste die Jury eine Entscheidung treffen. Den Preis erhält der Film „Nina“ von Olga Chajdas. Sie zeichnet darin das Porträt einer starken Frau, die zu Beginn des Films gemeinsam mit ihrem Mann auf der Suche nach einer Leihmutter ist. Durch einen Zufall landet die junge, lesbische Magda in Ninas Leben und stellt dieses auf den Kopf. Schnell ändert sich das Verhältnis zwischen Nina und Magda von potentieller Leihmutter zur Geliebten.

Die Auswahl der Darsteller*innen erzielt eine Sichtbarkeit für eine Paarkonstellation zwischen femininen Frauen mit einem größeren Altersunterschied und für die Unruhe und Unsicherheit, die bei einem späten oder gar plötzlichen Coming-Out entsteht. Spannenderweise outet sich Nina im späteren Verlauf gar nicht als lesbisch, sondern als „magda-sexuell“. 

Die Regisseurin Olga Chajdas setzt mehrere unkonventionelle Elemente in dem Film um. Als außergewöhnliche Stilmittel sind hier „Bildgestaltung“, „Kameraführung“ und "narrative Eigenheiten" zu nennen. Generell wirkt der Film eher düster und kalt, er durchbricht das Klischee des „lesbischen Filmes“, der häufig als romantisch und warm gilt." 

Die Jury gratuliert dem Team um Olga Chajdas zu dieser filmischen Leistung und in „NINA“ ist ein würdiger Siegerfilm für den 2. Queeren Filmpreis des Landes Niedersachsen gefunden.