Green Horizons Award (Bester Film zum Thema Nachhaltigkeit)
Seit 2018 wird der "Green Horizons Award", gestiftet von der Unternehmensgruppe Oeding, für den besten Film der Nachhaltigkeitsreihe "Green Horizons" verliehen. Eine Jury zeichnet den Film aus, der am ehesten durch die gezeigte Kombination von Fakten, Geschichten, Engagement, Worten, Musik und Bildern das größte Potenzial hat, Menschen zu einer Veränderung von Verhalten, Gedanken oder Einstellungen im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung zu bewegen.
Die Gewinnerfilme:
Gewinner 2022: DUTY OF CARE - THE CLIMATE TRIALS

Belgien 2022, 56 min, Farbe, Regie: Nic Balthazar
Der multinationale Öl- und Erdgaskonzern Shell hat in den Niederlanden 2021 vor Gericht einen Klimaschutzprozess gegen mehrere Umweltschutzorganisationen und Bürger:innen verloren und muss nach dem Urteil seinen Kohlendioxidausstoß bis 2030 um 45 Prozent reduzieren. Vertreten hat die Klage der Anwalt Roger Cox, der bereits 2015 die Niederlande erfolgreich auf die Einhaltung ihrer Klimaschutzverpflichtungen verklagt hat. DUTY OF CARE gibt Einblicke in das Leben und Wirken von Cox und zeigt, dass es durchaus möglich, ist auf dem Rechtsweg umweltfeindlicher Regierungsführung und rücksichtsloser Profitgier Einhalt zu gebieten.
Biografie Regie: Nic Balthazar ist ein belgischer Filmemacher, Fernsehreporter, Moderator sowie Autor. Sein Debütfilm BEN X, die Adaption seines eigenen Buches, wurde auf dem 22. BIFF gezeigt und gewann mehrere internationale Preise.
JURY-STATEMENT
Wir möchten zuerst eine lobende Erwähnung aussprechen – für einen berührenden, manchmal schonungslosen, immer eigensinnigen Dokumentarfilm, der zwei Schwestern in ihrem Kampf gegen Massentierhaltung zeigt und die grundlegende Frage verhandelt, wie ökologische Ziele mit parlamentarischer Politik, aber auch mit Aktivismus und zivilem Ungehorsam durchgesetzt werden können: JUST ANIMALS von Vesa Kuosmanen & Saila Kivelä.
Gewinnerfilm: DUTY OF CARE – THE CLIMATE TRIALS von Nic Balthazar
Für den „Green Horizons Award“ hat sich die Jury für einen Dokumentarfilm entschieden, in dem das Handeln einzelner Personen handfeste und weitreichende Resultate zeigt. Denn wir können nicht mehr auf Versprechungen warten, sondern brauchen Taten, die zu wirkungsvollen Veränderungen führen.
In 55 Minuten nimmt der Gewinnerfilm die Zuschauer:innen mit in den Verlauf eines hochspannenden Rechtsstreits um einen der größten Ölkonzerne der Welt. Es ist die Geschichte des ersten Anwalts, der eine Regierung und einen Ölgiganten erfolgreich verklagt hat. Seine Motivation und sein Durchhaltevermögen haben viele andere Menschen dazu bewegt, auf rechtlichen Wegen gegen Regierungen und Unternehmen vorzugehen, die zu wenig gegen die Klimakrise unternehmen. Der Film inspiriert, selbst aktiv zu werden und zeigt, dass verschiedene demokratische Schritte, egal wie utopisch sie erscheinen mögen, durchaus ihre Wirkungskraft entfalten können.
Der „Green Horizons Award“ 2022 geht an DUTY OF CARE - THE CLIMATE TRIALS von Nic Balthazar.
Die Jury 2022

Natalie Lettenewitsch
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Filmwissenschaft der Freien Universität Berlin, Forschungsarbeit zu Naturdokumentarfilm und anderen Themen. Zuvor Programmarbeit, redaktionelle und organisatorische Tätigkeiten bei verschiedenen Filminstitutionen und -festivals.

María Vallecillos Soldado
Absolvierte 2022 ihren Master in Kulturwissenschaft und Kulturmanagement an der PH Ludwigsburg. Nach ihrer langjährigen Erfahrung als Festivalkoordinatorin beim Tübinger Filmfestival CINELATINO setzte sie den Fokus ihrer Masterarbeit auf die Filmfestivallandschaft in Baden-Württemberg. Dies führte zu dem Ludwigsburger Filmfestival NaturVision, wo sie heute für den Filmwettbewerb zuständig ist. Filme, Nachhaltigkeit und Aufklärungsarbeit zählen somit nicht nur zu ihren persönlichen Interessen, sondern auch zu ihrem beruflichen Alltag.

Prof. Dr. Ing. Klaus Fricke
Klaus Fricke studierte Geologie-Paläontologie an der Georg-August-Universität Göttingen und absolvierte anschließend ein einjähriges Ergänzungsstudium Umweltsicherung an der Universität Kassel. Hierüber fand er den Einstieg in die Abfall- und Ressourcenwirtschaft. 1999 folgte er dem Ruf an die TU Braunschweig. Dort ist er Leiter des Lehrstuhls für Abfall- und Ressourcenwirtschaft. Als Studiendekan an der Pontificia Universidade Católica do Rio de Janeiro ist er seit 2008 verantwortlich für den internationalen Masterstudiengang „nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturplanung in Ballungsräumen“. Seit 2004 ist Klaus Fricke Redaktionsleiter und Herausgeber der Zeitschrift „Müll und Abfall“. Neben der übergeordneten Tätigkeit in der Redaktion ist er verantwortlich für den Themenbereich „internationale Abfallwirtschaft“. Er ist Mitglied im Kuratorium des Öko-Institutes e. V.
Gewinner 2021: JOURNEY TO UTOPIA

Regie: Erlend E. Mo, Dänemark, Dokumentarfim, Farbe, 89 Min.
Handlung: Mutter, Vater und drei Kinder leben in einer Postkartenidylle auf dem Land in Norwegen. Doch die Eltern machen sich ernsthafte Gedanken darüber in welchem Zustand die heutige Generation ihren Kindern die Welt hinterlassen wird. Gemeinsam als Familie treffen sie die Entscheidung, ihr bisheriges Leben über den Haufen zu werfen und in einem gerade im Entstehen befindlichen Ökodorf in Dänemark einen Neuanfang zu wagen. Dem Dokumentarfilmer Erlend E. Mo ist eine erfrischende, nachdenkliche und zugleich fröhliche Dokumentation gelungen, bei der er seiner eigenen Familie hautnah mit allen Höhen und Tiefen bei dem Großprojekt ihres Lebens folgt.
Biografie Regie: Der norwegische Filmemacher Erlend E. Mo studierte Literatur, Skandinavische Sprachen sowie Film und Fernsehen. In seinen Dokumentationen geht es vorwiegend um Menschen und Gesellschaft. Der Regisseur ist 2021 im Alter von 54 Jahren verstorben.
JURY-STATEMENT
Der Film, den wir heute Abend auszeichnen möchten, bietet keine Antworten auf einzelne ökologisch drängende Probleme, wie es der Name des Preises – Green Horizons, Grüne Horizonte – vielleicht vermuten lässt. Stattdessen erleben wir - mitunter erschreckend ungeschönt - den Alltag einer Familie, die aus den beschaulichen, gutsituierten Bergen Norwegens aufbricht, um eine umweltgerechtere, nachhaltigere Zukunft in einer Lebensgemeinschaft auf dem dänischen Land zu finden. Aber es erweist sich als wesentlich einfacher die richtige Meinung zu haben, als sie auszuleben. Erlend E. Mo, der Filmemacher und Vater porträtiert mit unglaublicher Nähe und Empathie seine Familie in der Idealismus und Realität, individuelle Freiheit und Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft aufeinanderprallen. Es entsteht ein feinfühliger und gleichzeitig mutiger Film, der den Blick in vielen Momenten auf das Unausgesprochene und das nicht so leicht zu Erkennende richtet und uns so immer wieder in alltägliche Situationen mitnimmt, an die wir anknüpfen können. Wir haben in der Jury lange und kontrovers über diesen Film diskutiert: Weil da so viele, teils auch ökologisch fragwürdige Entscheidungen getroffen werden. Und weil er keine eindeutige Antwort auf die Frage bietet, wie und wo wir diese umweltgerechtere, nachhaltigere Zukunft denn nun finden können. Aus unserer Sicht macht das den Dokumentarfilm JOURNEY TO UTOPIA zu einem ganz besonderen: Einem Film, der die Kraft hat eine Diskussion beim Publikum anzustoßen und über diese Familie zu sprechen, die meint verstanden zu haben, dass wir handeln müssen – wir alle –, dass wir uns von Altbekanntem trennen und neue Wege suchen müssen. Nach der Entscheidung teilte uns die Festivalleitung mit, dass Erlend E. Mo, Anfang des Jahres verstorben ist. Wir wissen nicht, unter welchen Umständen, für die Vergabe dieses Preises ist das aber auch nicht entscheidend. Diese Auszeichnung hätte ihn als mutigen, klugen Filmemacher mit Sicherheit gefreut
Die Jury 2021

Hauke Wendler
Buch / Regie / Produktion beim Kino-Dokumentarfilm MONOBLOC. Hauke Wendler ist ein deutscher Journalist, Dokumentarfilmer und Produzent und lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Holger Herlitschke
Architekt, ca. 25 Jahre im eigenen Architekturbüro tätig. Seit fast 20 Jahren Mitglied der Grünen. Seit 2020 im Umweltdezernat der Stadt tätig.

Nadja Varsani
Seit 2014 ist sie bei fechnerMEDIA, seit März 2016 in der Redaktion und realisiert dort Imagefilme und Dokumentationen.
Gewinner 2020: ATOMKRAFT FOREVER

94 min, Farbe, Regie: Carsten Rau
Die Jury zeichnet diesen bewundernswert gedrehten und geschnittenen Film für seine ruhige und unparteiische Herangehensweise aus, mit der er die schwierigen Probleme der entgegengesetzten Atomenergiestrategien in Deutschland und Frankreich beleuchtet. Einblicke in äußerst schwierig zugängliche zentrale Orte der Atomindustrie beider Länder, sowie eine Vielzahl von Expertenstimmen – aus technischer, ökonomischer und politischer Perspektive – ermöglichen es dem Betrachter die Vor- und Nachteile der französischen und deutschen Atompolitik abzuwägen. Auf vorurteilsfreie Weise lässt der Regisseur starke Stimmen auf allen Seiten zu Wort kommen, Kernkraftbetreiber ebenso wie Vertreter der Öffentlichkeit. Sein Film lädt dazu ein, uns eine eigene Meinung über eines der wichtigen und komplexen Probleme unserer Zeit zu bilden.
Besondere Erwähnung der Jury findet Deia Schlosbergs Film THE STORY OF PLASTIC für seine „Eleganz, Klarsicht und Überzeugungskraft“.
Gewinner 2019: GREEN WARRIORS: PARAGUAY'S POISONED FIELDS
Regie: Martin Boudot, Farbe, 52 Min.
Handlung: Nicht nur in Brasilien brennt der Regenwald, auch in Paraguay werden riesige Flächen für den Sojaanbau für Europas Mastviehfabriken brandgerodet. GREEN WARRIORS behandelt schwerpunktmäßig den massiven Einsatz von Ackergiften, der schwere gesundheitliche und genetischen Schäden bei der um die Sojafarmen lebenden Bevölkerung verursacht. Ein Team von Aktivisten erstellt umfangreiche Studien, die Parlament und Senat des Staates beschäftigen.
Die Begründung der Jury:
„Green Warriors: Paraguay‘s Poisoned Fields” ist ein Film, der uns die Augen öffnet, uns angeht, bewegt – und nachhaltig zum Nachdenken anregt. Es geht um Ausbeutung, Ungerechtigkeit, Zerstörung und den Mut, sich dagegen zu wehren.
Der französische Filmemacher Martin Boudot beleuchtet in dieser Dokumentation die globale Produktions- und Vertriebskette, die mit dem Soja-Anbau verbunden ist – mit allen daraus resultierenden Konsequenzen für Menschen, Tiere und Umwelt. Die ärmliche Landbevölkerung muss hilflos mitansehen, wie direkt neben ihren Häusern die Soja-Felder mit hoch toxischen Insektiziden und Herbiziden eingenebelt werden. Nach den Besprühungen sterben manche Kinder und Tiere auf der Stelle, andere leiden aufgrund der DNA-Schädigung unter Behinderungen.
Bei seinen investigativen Recherchen in Paraguay bringt der Filmemacher in Erfahrung, dass auf den Soja-Plantagen giftige Substanzen versprüht werden, die in Europa schon längst nicht mehr zugelassen sind. Über die Nahrungskette landen sie auch dort auf den Tellern der Konsumenten. Von dem Anbau der Monokulturen, dem sogenannten „Paraguays Gold“, profitieren vor allem die Chemie-Konzerne und die weltweit agierenden Lebensmittel-Discounter.
Die zuständigen Politiker ignorieren diese Umweltverbrechen. Der französische Journalist schickt Pflanzenproben ins Labor und veranlasst gemeinsam mit einer Ärztin eine Reihenuntersuchung von betroffenen Kindern. Mit diesem Beweismaterial gehen sie an die Öffentlichkeit. Martin Boudot dokumentiert nicht nur die Missstände, sondern beeinflusst als Aktivist maßgeblich das Handlungsgeschehen. Sein Film ist erschütternd und zugleich ermutigend, denn er zeigt, dass Menschen etwas bewegen können, wenn sie sich gemeinsam gegen Unrecht auflehnen.
„Green Warriors: Paraguay‘s Poisoned Fields” schärft den Blick für komplexe Zusammenhänge: Die billigen Fleischprodukte haben einen hohen Preis – für die arme Landbevölkerung in Paraguay, aber auch für die Verbraucher in anderen Ländern.
Gewinner 2018: DARK EDEN

Regie: Jasmin Herold & Michael Beamish, Deutschland 2018, 80 Min.
Die Begründung der Jury:
Gesucht war der Film, der„das größte Potential hat, Menschen zu einer Veränderung von Verhalten, Gedanken oder Einstellungen im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung zu bewegen.“
Die Jury hat sich für einen Film entschieden, der an einen Ort führt, dessen Bewohner die offensichtliche Verseuchung ihrer Umwelt systematisch ausblenden. Sie haben einen Verdrängungsmechanismus perfektioniert haben, den wir alle kennen: Einfach nicht zu sehen, was man weiss.
in DARK EDEN erzählen die deutsche Filmemacherin Jasmin Herold und ihr kanadischer Film- und Lebenspartner Michael Beamish vom Leben in Fort Mc Murray, einer Stadt in der kanadischen Provinz, wo auf gigantischen Flächen Ölsande abgebaut werden.
Die Filmemacher lassen ihren Protagonisten und ihrer Weltsicht angenehm viel Raum: unerschütterliche Optimisten und verzweifelte Glücksucher, auf unterschiedliche Weise die kleinen Profiteure im großen Spiel der übermächtigen Ölindustrie. Vor der Kamera versuchen sie, ihre eigenen Rollen zu definieren, die erst ins Wanken geraten, als plötzlich die eigene Existenzgrundlage bedroht ist.
Mit kluger Dramaturgie und in eindringlichen Szenen gelingt es den Filmemachern, dass wir die Überlebensstrategie der Protagonisten verstehen und als Parabel für den Zustand dieser Welt lesen können. DARK EDEN ist ein Film, der im Gedächtnis bleibt. Spannend erzählt und mit eindrucksvollen Bildern bringt er ein Stück Welt- und Selbsterkenntnis auf die Leinwand, und ist gerade deshalb ein wertvoller Beitrag für alle, die sich um diese Welt sorgen und zu ihrer Rettung beitragen wollen.
Wir wünschen diesem Film ein möglichst großes Publikum.
Die Jury 2018
Hische/Skowron
Alina Hische (25) und Johannes Skowron (24) sind die Gründer des Social Startups "Re-Athlete". Unter diesem Namen vertreiben die beiden Studenten nun schon seit zwei Jahren recycelte Sportswear, die aus Ozeanmüll hergestellt wird. Sie vereinen Nachhaltigkeit und Sport mit einer regionalen Produktion.
Roland Makulla
Der gebürtige Braunschweiger kehrte nach verschiedenen Stationen im Ausland 2007 in die Löwenstadt zurück, übernahm als Quereinsteiger das Qualitäts- und Nachhaltigkeitsmanagement bei der oeding print GmbH und steht mit großer persönlicher Überzeugung hinter der Transformation des Unternehmens in eine der „grünsten“ Druckereien Deutschlands.