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Das 32. Filmfestival 2018

Täglich Konzerte, reihenweise ausverkaufte Vorstellungen und so viele Besucher wie noch nie - die 32. Ausgabe des Braunschweig International Film Festival brachte einen bunten Programmmix mit sich und feierte einen vollen Erfolg. 

Die Fahrt durch die Festivalwoche startete in der Stadthalle Braunschweig mit Sergej M. Eisensteins PANZERKREUZER POTEMKIN. US-Komponist Yati Durant dirigierte das Staatsorchester Braunschweig zu seinem selbst geschriebenen Score.

Schließlich folgte jeden Abend ein besonderes (Film-)Konzert als Teil des brandneuen MusikFilmFestivals FXM: FILM MEETS MUSIC:

In GOLDRAUSCH stürzte sich Charlie Chaplin in die Suche nach dem großen Goldfund. Helmut Imig dirigierte am Dienstag das Deutsche Filmorchester Babelsberg, das den Stummfilm musikalisch untermalte, im Sharoun Theater Wolfsburg.

Am nächsten Abend präsentierte Komponist Irmin Schmidt die deutsche Erstaufführung seines CAN-DIALOGUE FOR LARGE ORCHESTRA. Mit Unterstützung des Staatsorchesters Braunschweig führte der Gründer der legenäderen Band CAN das Publikum durch Schmidts (Film-)Musik, die von Gregor Schwellenbach  neu arrangiert wurde. Schmidt, der den Komponistenpreis "Der Weiße Löwe" in Empfang nahm, erhielt außerdem eine neunteilige Retrospektive.

Der nächste Abend stand ganz im Zeichen von Milford Thomas' kleiner Mondprinzessin CLAIRE, die in der St. Michaelis Kirche II über die Leinwand schwebte.

Am fünften Festivaltag durfte BIFF den Videokünstler Digital 21 & Stefan Olsdal, den Bassisten der Alternative Rockband "Placebo", begrüßen. Das Künstlerduo präsentierte einen Hybrid der Elektronischen Musik in Kombination mit ausgewöhnlichen Visuals. Begleitet wurde das Konzert von der spanischen Sängerin Beatriz Villar Ramirez de Verger und einem Streichquartett des Staatsorchesters Braunschweig. Das ausverkaufte Konzert wurde von einer Aftershowparty im Café Riptide abgerundet, wo die Besucher das Künstlerduo persönlich treffen konnten.

Samstag präsentierte das Festival Abel Gances J'ACCUSE! mit Stephan Graf von Bothmer live am Klavier. Das Filmkonzert IM WESTEN NICHTS NEUES von Lewis Milestone schloss am Sonntagabend sowohl die FxM-Reihe als auch die spannende Festivalwoche ab.

Musikalisch blieb es auch mit der "Sound On Screen"-Reihe mit sechs Musikdokumentationen - darunter zwei Filme über Karriere und Leben der feministischen Rapperinnen SILVANA und M.I.A.

Starke Frauen präsentierte das Festival auch mit Beyond: No Surrender und zeigte Filme, die höchst unterschiedlichen Frauenwelten filmisch unkonventionell ins Zentrum stellten. Ausverkaufte Publikumslieblinge waren u.a. Lukas Dhont's GIRL über das Transgender-Mädchen und Ballerina Lara und DAS MÄDCHEN AUS DEM NORDEN, die in Lappland mit rassistischer Diskriminierung zu kämpfen hatte.

Auch die Neue Deutschen Filme setzen Zeichen: Sechs von acht Filmen waren von etablierten Regisseurinnen und Newcomerinnen. Das Spektrum reichte von Lisa Brühlmanns BLUE MY MIND über Freundschaft und Metarmophose bis zu Marie Wilkes AGGREGAT über politische Stimmungsbilder in Deutschland.

Das Heimspiel zeigte 16 Kurz- und Langfilme mit Filmschaffenden aus Braunschweig und Umgebung: RAUS wurde im Harz gedreht, MY FAVORITE FABRIC mit Musik von Braunschweiger Peer Kleinschmidt oder die vom Hildesheimer Absolventen Benedikt Schulte gedrehte Doku DIE SEELE DER GEIGE. Auch waren wieder Projekte der HBK Braunschweig, Ostfalia, des Selbstfilmfestes durchgedreht24 imProgramm.

Angelehnt an das Kulturprojekt "Vom Herzogtum Braunschweig zum Freistaat - Braunschweigs Weg in die Demokratie (1916-1923)" der Stadt Braunschweig präsentierte BIFF 1916-1923: KRIEG UND AUFBRUCHT IN EINE NEUE ZEIT. Die Filme und Filmkonzerte zum Thema "Novemberrevolution" oder "Weimarer Republik" wurden im Städtischen Museum Braunschweig, inmitten einer thematisch angelehnten Kunstausstellung, gezeigt. Heiß begehrt war vor allem das Filmkonzert IM WESTEN NICHTS NEUES von Lewis Milestone, das auch die Festivalwoche beendete. Es spielte das Staatsorchester Braunschweig unter Leitung von Sebastian Beckedorf.

"..at Midnight" feierte in diesem Jahr das Comeback von Pagan Horror: Weite Landschaften, heidnische Bräuche und Einsamkeit charakterisierten in Filmen wie THE WICKER MAN, DAS WEISSE RENTIER oder THE FIELD GUIDE TO EVIL dieses Filmgenre.

"Cinestrange goes BIFF" präsentierte zusammen mit dem Cinestrange-Festival drei besondere Genre-Filme, darunter Gaspar Noés fiebertraumhaften CLIMAX. Zusätzlich fand eine Führung durch die MTP-Filmstudios, in denen SKY SHARKS gedreht wurde, statt.

Die Industry Days des BIFF umfassten in diesem Jahr zwölf Veranstaltungen u.a. zum Thema Filmfinanzierung. Hier berichtete etwa die portugiesische Produzentin Pandora da Cunha Telles am ersten Tag sehr unterhaltsam von den haarsträubenden Ereignissen rund um „Who killed Don Quixote?“, die sie in einem Film niemals für glaubwürdig gehalten hätte. Am zweiten Tag moderierten Cornelia Köhler und Dr. Julia Dordel von WIFT die Panels zum Schwerpunkt „Intimität und Sexualität im Film“ mit RP Kahl, Paola Calvo und Anna Suk.

Die Publikumslieblinge der insgesamt 206 Kurz- sowie 110 Langfilme waren „Die Schneiderin der Träume“ von Rohena Gera und die Komödie „Womit haben wir das verdient?“ von Eva Spreitzhofer, „Chrystal Swan“ von Darya Zhuk, die als deutsche Premieren im Wettbewerb starteten, sowie das Biopic „Astrid“ von Pernille Fisher Christensen und „Girl“ von Lukas Dhont aus der Reihe „Neues Internationales Kino. Über alle Programmreihen verzeichnete das Festival 12 Welt-, eine Internationale Premiere, zwei Europäische Premieren und 57 Deutschland-Premieren.

An Treffpunkten und Get-Togethers mangelte es nicht: Ob mit abendlichen Konzerten im FourSide Hotel, queeres Zusammenkommen im Onkel Emma oder Festivalparty

Gäste und Prämieren sind das Highlight der Wettbewerbsreihe um den "Heinrich", der vom Publikum gekührt wird.

Regisseurin Eva Spreitzhofer erzählte zusammen mit Schauspielerin Chantal Zitzenbacher die Motivation und Hintergründe ihres Filmes WOMIT HABEN WIR DAS VERDIENT? Des Weiteren durfte da Festival Andreas Goldsteins &, Jakobine Motz (ADAM & EVELYN), Darja Schuck (CRYSTAL SWAN) und Bram Shouw (BROTHERS) begrüßen.

 

Am Samstagabend nahm Stargast Sandrine Bonnaire "Die Europa", der vom Hauptsponsor Volkswagen Financial Services unterstützt wird und mit 20.000 Euro dotiert ist, entgegen.

Das Festival zeichnete die französische Schauspielikone für ihre herausragenden schauspielerischen Leistungen und Verdienste um die europäische Filmkultur aus.

„Sandrine Bonnaire ist in jedem Genre eine Meisterin in der Kunst des mimischen Erzählens“, so Laudator und Filmkritiker Horst Peter Koll in seiner Rede während der großen Preisverleihung.

Das Festivalpublikum kührte Rohena Gera für DIE SCHNEIDERIN DER TRÄUME zur Gewinnerin des "Heinrich". Eine Gruppe aus jungen Franzosen und Deutschen vergab den Deutsch-Französischen Jungendpreis "KINEMA" an BLUE MY MIND von Lisa Brühlmann. Eine dreiköpfige Jury, darunter Heimspiel-Vorjahressieger Nora Fingscheidt, verlieh "Die Goldenen Vier Linden" an Gaya Jij für MY FAVORITE FABRIC:

Das BIFF freute sich, in diesem Jahr zusätzlich vier neue Preise vergeben zu dürfen: Zum ersten Mal kam der "Queere Filmpreis Niedersachsen" nach Braunschweig. Sozialministerin Dr. Carola Reimann überreichte den vom Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und QNN vergegeben Preis an Olga Chajdas für NINA. Des Weiteren ergänzte der Hauptsponsor die Wettbewerb um den Publikumspreis mit dem Jurypreis "Volkswagen Financial Services Filmpreis", mit dem X-THE EXPLOITED von Károly Ujj Mészáros ausgezeichnet wurde. Der "Braunschweiger Filmpreis" für die/den besten Newcomer, der von einer Gruppe Braunschweiger Festivalfreunden gestiftet wurde, ging an Anna Suk für ihre emotionale Rolle im österreichischen Polizeidrama COPS. Mit dem "Green Horizons Award", gestiftet von der Unternehmensgruppe Oeding, wurde der beste Film aus der gleichnamigen "Green Horizons"-Reihe zum Thema Nachhaltigkeit ausgezeichnet: DARK EDEN von Jasmin Herold und Michael Beamish .