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1. Deutschen Stromorchester mit Filmkonzert „Drifters“ im Wolfsburger Hallenbad

Ice-Crusher, Dosenöffner, Tranchiermesser – die Liste der Instrumente des „1. Deutschen Stromorchesters“ deutet es an: das wird kein gewöhnliches Filmkonzert. Allerdings haben die vier Musiker Rochus Aust, Heinz Friedl, Florian Zwissler und Markus Aust auch „Klassisches “ im Gepäck wie Klavier, Flügelhorn und Klarinette. Mit dieser Mischung aus (Klang-)Werkzeugen rückt das Stromorchester einem Meilenstein der Filmgeschichte zu Leibe.

1929 drehte der britische Regisseur John Grierson die Dokumentation „Drifters“, der die alltägliche Arbeit von schottischen Fischern in der Nordsee zeigt. Er wollte die Veränderung der Arbeit durch den technischen Fortschritt festhalten. Diese Entwicklung spielgelt das Stromorchester mit seiner Musik, die sich im Laufe der Vorstellung vom vertrauten Stummfilmpiano zum Sounddesign und DJ-Set wandelt.

Freitag, 11. November 2016, 20:00 Uhr
im Hallenbad Wolfsburg / Großes Schwimmerbecken

Preis 15 € VVK / 18 € AK / 13 € ermäßigt
Tickets:
http://www.hallenbad.de/veranstaltungen/filmkonzert-drifters/


Die harte Arbeit auf See dokumentiert der Filmemacher in einer poetischen Erzählweise und nutzt geschickt den damals aufkommenden Kunstgriff der Montage. Grierson hatte an der englischen Erstaufführung von Sergei Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin (1929) mitgewirkt und die Eisensteinsche Betonung der Montage übernommen. „Drifters“ feierte seine Premiere am 10. November 1929 bei einer Vorführung der Londoner Film Society. Der Film gilt als Initialwerk der britischen Dokumentarfilmbewegung.

Die technische Entwicklung und ihr Einfluss auf die Arbeit, Themen die in „Drifters“ aufgegriffen werden, finden sich in der Komposition von Rochus und Markus Aust wieder. Die Musik navigiert das Publikum, ausgehend von der Vergangenheit, immer weiter in die Gegenwart. Am Anfang steht das klassische Stummfilm-Piano, das sukzessiv in einen üppigen Spielfilmscore mit imposantem Sounddesign überleitet und letztlich in einem DJ-Setting endet.

Die Komposition zu „Drifters“ startet in der Vergangenheit mit reduzierter Klanglichkeit und vermeintlichen Stummfilmstandards, um sich von Teil zu Teil in die heutige (Film-) Musikwelt und darüber hinaus zu entwickeln. Dies wird durch den Einsatz der Instrumente (vom Piano zum Plattenspieler), durch die kompositorische Entwicklung (von der Sonate zum Sounddesign) und durch die musikalische Haltung (vom Klanggerät zum Geräteklang) erreicht. Damit vollzieht die Musik letztendlich die technische Entwicklung, die „Drifters“ schon antizipiert.

Das 1. Deutsche Stromorchester wird mit klassischen und modernen Instrumenten ergänzt. Darüber hinaus werden Geräte der fischverarbeitenden Industrie eingesetzt. So mischen sich Synthesizer mit Entsalzer, Klarinette mit Tranchiermesser, Hawaiigitarre mit ice-crusher und Flügelhorn mit Dosenöffner, um die Bilder von gestern in den authentischen Klang von heute einzubetten.

DRIFTERS
DOKUMENTARFILM VON JOHN GRIERSON (UK/ 1929)
mit Live-Filmmusik vom 1. Deutschen Stromorchester Rochus Aust

Rochus Aust      Komposition/Flügelhorn/Trompete/Dosenöffner/Säge/Bohrer
Heinz Friedl ·     Bassklarinette/Dosenöffner/Mixer/Häcksler/Tranchiermesser
Florian Zwissler Klavier/Synthesizer/Dosenöffner/Plattenspieler
Markus Aust ·   Komposition/Klangregie/Hawaiigitarre/Eiscrusher

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