Anlässlich des bevorstehenden 65. Jubiläums des Anwerbeabkommens mit der Türkei, bietet das BIFF mit GenerationGOLD einen Einblick in die viel zu ungehörten Geschichten sogenannter Gastarbeiter:innen. Die Filmreihe soll all die Menschen würdigen, die mit ihrer Arbeitskraft maßgeblich zum Wirtschaftswunder Deutschlands beigetragen haben. Die mangelnde Wertschätzung der ersten Generation hinterlässt auch Spuren bei den Folgegenerationen. Die Filme berühren durch ihre intimen Einblicke und setzen sich kritisch mit den Lebensumständen türkischer Eingewanderter auseinander sowie mit der Stellung dieser in unserer heutigen Gesellschaft. Die Filmreihe wurde kuratorisch unterstützt von Can Sungu (SİNEMA TRANSTOPIA in Berlin). Die Sonderfilmreihe knüpft an die gleichnamige Projektidee von Türkân Deniz-Roggenbuck (Kulturton – Agentur für Diversität & Transkulturalität) an.
„Dieses Herzensprojekt ist eine Art verspäteter Dank an eine Generation, die so viel für unser Land geleistet hat, ohne dafür je die Bühne oder Plattform zu bekommen, die sie verdient. Und diese Sichtbarkeit sollen sie nun bekommen als Zeitzeug:innen, deren Geschichten zu lange am Rand standen, obwohl sie mitten in unserer aller Landesgeschichte gehören“, schildert Deniz-Roggenbuck.
Verbotene, filmische Meilensteine in Braunschweig
Der Film KARA KAFA, der nach seiner Fertigstellung durch das damalige Zensurkomitee in der Türkei verboten wurde, erhält auf dem Festival eine angemessene Plattform. Der Film zeigt unverblümt die Herausforderungen, welche sich für eine türkische Gastarbeiterfamilie in Deutschland ergeben haben – und den Umgang mit diesen. Um die reale Geschichte und Schicksale, welche sich hinter diesem Film verbergen, noch genauer zu beleuchten, findet nach der Filmvorführung am 11. November ein anschließendes Podiumsgespräch statt. Diversity Salon: Ali Baba und seine 11 Geschwister. Gastarbeitende zwischen Mythos und Realität – Was wissen wir wirklich von ihnen?, holt deutsch-türkische Zeitzeug:innen auf die Bühne und lässt Erinnerungen aufleben. Was bleibt im Kollektiv – und welche Verantwortung tragen unsere Institutionen?
Ein weiteres Highlight dieser Sonderreihe ist der Film HYSTERIA, ein Film in einem Film. Nachdem bei einem Dreh in einem Flüchtlingsheim ein verbrannter Koran gefunden wird, wachsen Misstrauen, Vorurteile und politische Spannungen. Ein Film, welcher zum Reflektieren und Zweifeln anregt und die Spannungen und das Zurechtfinden in Deutschland beleuchtet.
„Die Sonderreihe GenerationGOLD: Gestern – Heute – Morgen / dün – bugün – yarın, beleuchtet das Gestern, Heute und Morgen und zeigt mit aktuellen und älteren Filmen Geschichten, welche dem Zuschauer bewusst machen, was die Schwierigkeiten und Herausforderungen der Familien der Gastarbeiter damals und auch heute sind. Die Kooperation mit Türkân Deniz-Roggenbuck/Agentur Kulturton ist uns deshalb ein besonderes Anliegen – denn sie eröffnet Räume des Erinnerns, des Austauschs und der Anerkennung. Die Geschichte der sogenannten Gastarbeiter:innen ist ein zentraler Teil der deutschen Nachkriegsgesellschaft und des deutschen Wirtschafstwunders – und ihre Stimmen, Erfahrungen und Perspektiven gehören ins Zentrum unserer kulturellen Auseinandersetzung“, Karina Gauerhof, Festivalleitung und Leitung Programm.
