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"LOVEMOBIL" in der Kritik – Verein- & Jurystatements

Der Film "LOVEMOBIL" steht zur Zeit wegen nicht gekennzeichneter inszenierter Inhalte in der Kritik. 2019 gewann dieser beim 33. Braunschweig International Film Festival unsere Wettbewerbe um den "Heimspiel Preis" sowie den Frauenfilmpreis "Die Tilda" - letzteren gab die Regisseurin inzwischen zurück. Lesen Sie dazu hier die Statements des Vereins sowie der beiden unabhängigen Preis-Jurys ...


Internationales Filmfest Braunschweig e. V. – Statement des Vereins

Wir wählten LOVEMOBIL für unsere beiden Wettbewerbe um den „Heimspiel Preis“ und um den Frauenfilmpreis „Die Tilda“ aus, weil er uns als Sichter*innen zutiefst berührte. Und er berührt uns noch heute. Elke Margarete Lehrenkrauss richtet in ihrem Debütfilm den Fokus auf eine besonders gefährliche Form der sexuellen Ausbeutung von Frauen, die tagtäglich an den Landstraßen direkt vor den Toren Braunschweigs stattfindet.

LOVEMOBIL ist, unabhängig von der Diskussion um nicht gekennzeichnete inszenierte Elemente, ein wichtiger und ausdrucksstarker Film, der die Zuschauer*innen für ein Thema sensibilisiert, das 2021 leider genauso aktuell ist wie 2019.

Zwei unabhängige Jurys haben den Film 2019 beim Filmfest für preiswürdig erklärt. Mittlerweile hat die Regisseurin den Preis „Die Tilda“ am 30.03.2021 zurückgegeben:
„Es ist ein toller, wichtiger Preis, und ich möchte ihn durch die Geschichte um LOVEMOBIL nicht schädigen.“

Die Jury des Frauenfilmpreises „Die Tilda“ äußerte sich hierzu geschlossen wie folgt:

Jurystatement „Die Tilda“ vom 01.04.2021

„Ziel des Preises „Die Tilda“ ist es, einen Film von einer Nachwuchsregisseurin zu fördern, der eine genderpolitische Problematik thematisiert, kritische Diskussion anregt und dafür eine ästhetisch überzeugende Form findet. Lovemobil erfüllt diese Kriterien. Dass Teile des Films aus Spielszenen bestehen, war uns nicht bekannt. Im Lichte der inzwischen bekannten Informationen erscheinen sie retrospektiv als Täuschung. Wenn Schauspielerinnen aus Gründen des Schutzes gegenüber den Sexarbeiterinnen eingesetzt wurden, so hätte dies deutlich kommuniziert werden sollen. Wir, die Jury des Preises ‚Die Tilda‘ möchten aber vermerken, dass das Offenlegen einer weithin übersehenen, gefährlichen Praxis der Prostitution, sowie die formalen und gestalterischen Qualitäten wichtige Aspekte des Films sind, die zu seiner Auszeichnung geführt und weiterhin Bestand haben.“

Die Jury des „Heimspiel Preises“ befand einstimmig:

Jurystatement „Heimspiel Preis“ vom 12.04.2021

„Die Jury für den Preis der Sektion „Heimspiel“ 2019 hat nach eingehender Beratung beschlossen, dass die Auszeichnung der Regisseurin Elke Margarete Lehrenkrauss weiterhin zusteht. Auch das Jury Statement von 2019 hat für die Jury weiterhin bestand, da der Preis nicht für seine Entstehungsgeschichte, sondern seine künstlerische Qualität und vor allem auch für das bedeutende Thema für die norddeutsche Heide-Region verliehen wurde.

Es wäre fatal, wenn die Diskussion über die Machart des Films nun die Situation der täglichen Realität der Frauen am Rande von Niedersachsens Landstraßen relativieren würde.“

 

Hier die Pressemitteilung zum Download.